[Die Story hinter dem Buch] Nicole Steyer - Die Gaukler und die Tänzerin

heute:



Nicole Steyer - Die Gaukler und die Tänzerin

 


 

Bei Lesungen werde ich manchmal gefragt, warum ich ausgerechnet historische Romane schreibe. Die Frage ist schnell beantwortet. Weil ich Geschichte und Geschichten liebe. Für mich sind historische Romane eine Art Puzzle, das aus historisch korrekten Fakten und einer spannenden Geschichte besteht, die es gekonnt zusammenzusetzen gilt. Die Ideen für die Bücher kommen aus den unterschiedlichsten Ecken. 

gemeinfrei
Ich kann gar nicht mehr so genau sagen, was mich nach Darmstadt gebracht hat, wo der Roman spielt (Obwohl man sagen muss, dass die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt zur damaligen Zeit weit über die Grenzen Darmstadts hinausreichte). Zuerst war es eine Geisterbeschwörung im 18. Jahrhundert, die ich spannend fand. Dann jedoch rückte der Landgraf Ernst-Ludwig in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit.

Ihn können wir als größenwahnsinnigen Provinzherrscher bezeichnen, der, obwohl er kein Geld dafür hatte, einen Prunkbau nach dem anderen errichten ließ. Viele der Bauten blieben jahrelang im Rohbau. Dazu war er ein absoluter Rassist. Er hatte es auf die Zigeuner abgesehen und sie in seinem Land für vogelfrei erklären lassen. Er setzte üppige Belohnungen für Zigeuner aus, die in seinem Land gefangen oder getötet wurden. Auch durfte derjenige den gesamten Besitz der Zigeuner behalten. 

gemeinfrei
Das Thema fand ich spannend und ich begann genauer zur recherchieren.
Im Darmstädter Stadtschloss erregte dann das Gemälde der Landgräfin Henriette Karoline meine Aufmerksamkeit. Darauf hielt sie ihren Schokoladenmohr im Arm.

Damals hielten sich viele adlige Damen kleine Mohren, die ihnen morgens ihre heiße Schokolade ans Bett brachten. Interessant fand ich auch die Familiengeschichte des Landgrafen. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau blieb er sehr lange unverheiratet, was eher unüblich war. In dieser Zeit führte er eine Beziehung zu Charlotte von Forstner, die ihm einen Sohn schenkte, der jedoch frühzeitig starb. Sie selbst verstarb im Jahr 1737. Im selben Jahr ehelichte er morganatisch (nicht standesgemäß) Luise Sophie von Spiegel. 

© Nicole Steyer
Das reichte, um eine Geschichte in meinem Kopf entstehen zu lassen. Suni war geboren und sie ließ mich nicht mehr los. So machte ich mich auf Spurensuche nach den Roma und Sinti. Ich wollte mehr über diese Menschen erfahren. Wie leben sie? Woher kamen sie? Wie sprechen sie? Ich tauchte also ein, in die Welt des fahrenden Volkes. Am meisten liebte ich ihre Märchen, ihre Musik, ihren Zusammenhalt. Ich liebte es, dass sie sich gegenseitig bei einem Spitznamen riefen, der zu der Person passt. Cikni, bedeutet klein und Pusomori kleiner Floh. Am liebsten habe ich Majpejlomas… was das bedeutet, verrate ich hier aber noch nicht.


Ich tauchte in das farbenprächtige 18. Jahrhundert ein, besuchte das Jagdschloss Kranichstein in der Nähe von Darmstadt und natürlich auch das Stadtschloss in Darmstadt.

© Nicole Steyer
© Nicole Steyer










© Nicole Steyer









© Nicole Steyer

Ich folgte alten Handelsstraßen, fuhr (leider nur in Gedanken) Postkutsche, was keine sonderlich angenehme Art zu Reisen ist, und erschuf ein eigentümliches Wandertheater mit seltsamen Bewohnern – die Welt des Schokoladenmohrs.

Der Gaukler und die Tänzerin zeigt auf, dass Fremdenhass und Diskriminierung von Andersartigkeit ein Problem ist, dass die Menschheit durch alle Jahrhunderte begleitete und bis heute begleitet. Das Unbekannte und Fremde macht den Menschen Angst, damals wie heute.

Mir persönlich hat es großen Spaß gemacht, in die Welt der Roma zu reisen, ihren Märchen zuzuhören und mich von ihrer leidenschaftlichen Musik berühren zu lassen. Ich hoffe, die Geschichte von Suni und Mathis begeistert und berührt die Leser genauso, wie sich mich begeisterte und berührte …

geschrieben von
Nicole Steyer


  • Taschenbuch: 544 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (1. Juni 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426520001
  • ISBN-13: 978-3426520000





Liebe Grüße,
Claudia

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